2014

DIESELLÜGE

 

Wie lächerlich einfach und bewusst hinwegsehend die Lüge eingesetzt wird, hier anhand dieses kleinen alltäglichen Beispiels:

 

Die Diesellüge


Es war wohl in den 1990er Jahren, als ich in einer unserer erzkonservativen (!) wirtschaftstreuen, bürgerlich braven Lokalzeitungen einen interessanten Artikel zur Umweltfreundlichkeit moderner Dieselmotoren las.

Vorweg:

In einer Zeit, als der Preis für Benzin-Kraftstoffe ungewohnt stetig und deutlich stieg, blieb der Preis für Diesel auf niedrigem Niveau relativ konstant. Diesel war der Treibstoff für Mercedes-Taxis, Lastwagen, Traktoren und Bauern. (Bauern bezogen den Diesel steuersparend für ihren Betrieb und fuhren damit doppelt billig. Dass man sie dafür gerne ein wenig abschätzig belächelte merkten sie nicht oder es war ihnen zu recht egal. Vielleicht machten die gerne gefahrenen Mercedes-Diesel-Limousinen das Image der bauernschlauen Bauern scheinbar wieder wett?)

Diesel war und galt als Treibstoff für schwere Fahrzeuge, kraftvoll und träge. Ein Image, welches dem Mode-Image des immer jungen, super aktiven, sportlichen und wendigen Erfolgsmenschen widerspricht.

Mit der Entwicklung neuer Dieselmotoren konnte die Trägheit der Dieselmotoren überwunden werden. Die anfängliche Skepsis wurde durch Erfahrung, massive Werbung und Imageveränderung, besonders aber durch die unschlagbar niedrigen Treibstoffpreise aus dem Weg geräumt.

Nicht zuletzt: Dieselmotoren galten als verblüffend umweltschonend!

 

Der Wundertreibstoff!

Eine neue Technologie macht aus dem alten Bauern-Diesel per high-tec Engines mit Direct Injection ein, nennen wir es mal Testosteron geladenes, Kraftbiest. Und - Gott muss ein Kerl sein! - als Draufgabe war dieses ganze Wunderding, welches uns vor dem Gottseibeiuns angemessen hoher Treibstoffpreise bewahren sollte - auch noch (obwohl eigentlich: wen interessiert das wirklich?) umweltschonend!

Wieder retteten uns unsere High-Tec-Schmieden gerade im entscheidenden Moment: Dem Benzinpreis mit noch schnelleren, noch schwereren Boliden davongerast und dabei Geld gespart!

'Wer umweltschont fährt BayernMobil' - Wahnsinn!

 

Was schreibt mein plattes Lokalblattl sinngemäß?

Der Umwelteffekt moderner Dieselmotoren hat sich rasch als Trugschluss entpuppt. Die für die Messung der Feinstaubpartikel in den Abgasen angewandte Prüfmethode ist untauglich. Der Feinstaubausstoß wird anhand eines genormten Verfahrens ermittelt, indem die Abgase durch Filter geschickt werden. Die im Filter verbleibenden Partikel werden gewogen und somit der Schadstoffausstoß festgestellt.

ABER: Moderne Dieselmotoren stoßen so feine Feinstaubpartikel aus, dass diese durch die Filter durchflutschen!

Voilá: Leere Filter & leere Filter heißt laut Norm: kein Feinstaub!

JEDER, der es wissen wollte, selbst unserem Lokalblatt blieb es nicht verborgen, wusste, dass die Umweltfreundlichkeit der Dieselmotoren eine Farce ist! Ein willkommener Fehler am Prüfverfahren!

Was für eine Überraschung:

Wo man vorne Gift reinpumpt, bläst man am Ende doch wieder Gift hinaus! Wer hätte das gedacht?

 

Es sei hier noch bemerkt, dass die Feinstaubpartikel um so problematischer sind, je feiner sie sind. Sie bleiben länger in der Luft, fliegen höher und weiter und können von unseren Schleimhäuten (den körpereigenen Luftfiltern) noch schlechter abgefangen werden und dringen noch tiefer in die Lunge ein, wo sie noch größeren Schaden anrichten als grobe Partikel. - Umweltschonende Dieseltechnik? Dass ich nicht lache!

 

Nichtsdestotrotz kam der Siegeszug des Dieseltreibstoffs erst richtig in Schwung, die Preise zogen (Überraschung?) bis auf heutiges Niveau an.

 

Ein Riesenschaden für Umwelt und Gesundheit. Ein Riesengeschäft für Automobil- und Ölmultis. Eine dreißigjährige Fristverlängerung für das Auslaufmodell motorisierter Individualverkehr.

Der Dieselhype, vielleicht nur geboren aufgrund eines Absatzproblems durch Überschüsse beim Raffinieren?

Egal! - was nun?

 

Wundertüte Technik auf und der jahrzehntelang angeblich untaugliche Elektroantrieb für den PKW-Verkehr hüpft aus dem Sack!

Und da schau her, ein alter Bekannter, das immer gleiche Muster: Umweltfreundlich, sauber, heute DIE Lösung für Morgen!

 

Atomkraft nein Danke?

WIR WERDEN NOCH SCHÖN SCHAUEN !

 




Mehr zu Umwelt, Städtebau, Verkehr und Landschaft gibt es auf meiner Website: motimotion.jimdo.com


Ganz besonders empfehlenswert ist die Website der Solidarwerkstatt, auch zum Thema Verkehrspolitik.

 

Wie brisant mein Artikel, in Hinblick auf Elektroantriebe bei Autos ist, wurde mir in seiner erschreckenden Dimension erst bewusst, nachdem ich diesen beeindruckenden Artikel von Rudolf Schober lesen durfte:

 E-Cars sind keine Alternative